Sausalito - Golden Gate Hostel

21.07.1995 21.00 Uhr

Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Ich habe es geschafft!

Dieses Gefühl zwischen Freude und innerer Anspannung ist nicht zu beschreiben. Ich könnte weinen und lachen zugleich. Ich muss mir auf jeden Fall zuhause in Deutschland irgendetwas aufbewahren von diesem „nicht in den Rahmen passen wollen“.

Nun, gestern Abend lag ich gerade im Zelt, da hörte ich es draußen an der Mülltonne poltern. Es war wie in meinem Radführer vorhergesagt ein oder mehrere Waschbären. Ich machte ein Foto und konnte eine ganze Weile nicht einschlafen, da ich nicht wusste ob es sich bei Geräuschen am Zelt um Waschbären oder nur um den Wind handelte.

Heute Morgen blieb ich bis nach 8 Uhr liegen, da ich ja massig Zeit hatte bis 15.30 Uhr, der Öffnungszeit der Jugendherberge. Ich fuhr mit dem Rad Richtung Leuchtturm und saß dort eine Stunde lang. Ich habe gelesen und die Golden Gate beobachtet. Übrigens hatte es heute den ganzen Tag strahlend blauen Himmel. Mit dem Buch vom „Hotel New Hampshire“ bin ich fast fertig. Heute fühle ich mich zum Kotzen und zwar wegen fehlendem Wasser. Ich hatte seit zwei Tagen nicht mehr geduscht und schwitze. Igitt!

Ich ging dann gegen 12 Uhr zum Zelt zurück, packte meine Sachen und unterhielt mich kurz mit der meditierenden Babysitterin aus Oakland. Dann ging ich mit Villingen telefonieren. Danach fuhr ich für eine Stunde an den kleinen Strand ehe ich dann hier mein Bett in Beschlag nahm und endlich duschte. Danach fuhr ich nach Sausalito zum Einkaufen. Zurück fuhr ich dann den großen Weg hoch, ganz nach oben. Der Berg machte mir gar nichts aus, hatte ja auch kein Gepäck.

Oben angekommen unterhielt ich mich auf Französisch mit einer belgischen Familie. Nebenan drehte Marusha (die deutsche Techno-Queen) gerade einen Spot über San Francisco. Die Abfahrt hinten runter zur Jugendherberge war wahnsinnig. So etwas Steiles bin ich mein Lebtag noch nie gefahren, wieder bergab noch bergauf. Ich holte in der Herberge noch ein paar Sachen und fuhr wieder hoch zum Picknick-Platz von gestern. Die gleiche herrliche Aussicht, aber auch  der gleiche starke kalte Wind.

In der Jugendherberge sitze ich jetzt noch im großen Wohnzimmer und schreibe beziehungsweise lese.