Kalaloch Beach

30.06.1995, 20.00 Uhr

Ich sitze wieder auf den alten Baumstümpfen. Auf denen ich mich schon heute Mittag sonnte. Ich war ein paar Mal fast bis zur Brust im eiskalten Wasser.

Habe mir vorhin eine Suppe und einen Kaffee gekocht. Nachdem ich gerade den Radführer für die restlichen Etappen durchgelesen habe, kommt mir doch ein bisschen das Zittern. So viele Berge und Steigungen. Naja, dann wird halt irgendwann einmal ein Ruhetag eingelegt.

Kalaloch Lodge

30.06.1995, 13.30 Uhr

Bin heute kurz nach 6 Uhr aufgewacht und um 7 Uhr losgefahren. Es ging stetig langsam bergab, obwohl ich davon nicht so richtig überzeugt war. Habe in einer kleinen Station einen Kaffee getrunken. Die Chefin sagte mir, dass ihr Sohn in Wiesbaden lebt.

Kurz darauf kreuzten einige Rehe und eine Blindschleiche die Fahrbahn. Außerdem habe ich in Villingen angerufen. Dann endlich der Pazifik! An einem der Aussichtspunkte habe ich sogar in relativer Nähe ein paar Wale gesehen. Bin dabei wieder mit Amerikanern ins Gespräch gekommen. Das passiert hier ständig.

Kurz vor 12 Uhr war ich hier am Campground. Ich habe mir zwar überlegt noch fünf Kilometer weiter zum kostenlosen dafür wasserlosen South Beach zu fahren, aber die Nähe eines Ladens und Restaurant sprechen dagegen. Es waren heute 80 Kilometer in 3:22 Stunden.


Bear Creek Campground

29.06.1995, 19.00 Uhr

Bei schönem Wetter kann jeder Fahrrad fahren bei schlechtem nicht. Diesen, meinen, Leitspruch muss ich wieder revidieren. Es ist gar nicht so leicht bei schönem Wetter Fahrrad zu fahren. Besonders wenn es weit über 30 Grad Celsius hat. Mein Sonnenbrand weitet sich aus - auf Nase, Hals, Oberarme.

Die ersten 20 Kilometer nach der Fähre waren schlimm. Ich habe gedacht irgendetwas ist kaputt, denn ich kam nicht vom Fleck. Als ich dann allerdings bergab 59 Stundenkilometer drauf hatte, wusste ich, dass mein Gepäck zu schwer ist! Naja, die letzten 30 Kilometer gingen dann. Und jetzt bin ich hier in einer etwas abgewirtschafteten „Motel-Anlage mit Cafe“ gelandet. Immerhin gab es wider Erwarten eine Dusche und etwas zu essen, Hamburger und Pommes ungeschält.

Insgesamt waren es heute 75 Kilometer in 3:15 Stunden. Laut Aussage der Wirtin ist das Wetter eine totale Ausnahme und alles stöhnt unter der Hitze. Wie ich denn so verrückt sein könne bei diesen Temperaturen zu fahren. Morgen werde ich hoffentlich bald weg kommen, damit ich der Mittagshitze besser aus dem Weg gehen kann. War leider heute nicht möglich, da die Fähre erst gegen 12 30 Uhr in Port Angeles war.

Auf dem Parkplatz des Cafe´s steht einer und versucht seinen überhitzten Motor zu kühlen. Hölle! Mein Nacken tut mir ein bisschen weh, ich hoffe dass es nicht schlimmer wird. Der Verkehr ist teilweise erträglich. Nur wenn halt der Fahrtwind der großen Trucks auftritt, dann heißt es sich am Lenker festzuhalten. Mal schauen wie viele Kilometer ich morgen mache, entweder 130 oder 75 (übermorgen dann umgekehrt).

Victoria - Fähre nach Port Angeles

29.06.1995, 11.00 Uhr 

Und tschüss! Das war's in diesem schönen Ort. Ich muss nachher noch endlich meine Fototasche präparieren wegen des Landkarten-Halters.

Victoria - Jugendherberge

29.06.1995, 07.15 Uhr

Da habe ich mich heute doch glatt um eine Stunde vertan, beziehungsweise den Wecker nicht richtig eingestellt. Naja, egal. Kann ich wenigstens noch ein paar Fotos machen bevor ich auf die Post gehe und das Paket nach Deutschland schicke.

Ich habe gut geschlafen, obwohl es sehr warm war. Ich habe gestern Abend noch ein paar Nachtaufnahmen gemacht. Da war noch ganz schön was los am Hafen (Musik … Leute). Ein Paket habe ich übrigens hier von der Herberge bekommen und Tape auch. Laut Empfangschef soll es heute sehr heiß werden. Prima!

Ich muss jetzt aber wirklich langsam auf meinen Sonnenbrand aufpassen!!!


Victoria - Hafen

28.06.1995, 20.30 Uhr

Am liebsten hätte ich gerade den ganzen Laden leer gekauft. Also muss ich morgen falls die Post schon offen ist ein Päckchen nach Hause schicken.

Auf der Fähre war es noch ganz schön. Man kommt halt alleine mit Tausenden von Leuten ins Gespräch: ob der Vertreter von Thyssen für Northwest America, die zwei Schwestern mit Kindern die von einem Familientreffen in Nevada kommen, der Amerikaner vor dem Parlamentsgebäude in Victoria. Wenn es auch nur Smalltalk ist, aber irgendwie macht es Spaß. Übrigens schmeckt das kanadische Bier gar nicht so schlecht.

Meine sonnenverwöhnte Haut spannt ein bisschen. Kein Wunder bei diesem paradiesischen Wetter. Leider konnte ich keine Wale beobachten, dafür ganz kurz zwei Delphine. Die Jugendherberge ist relativ okay. Ist ja nur für eine Nacht und ich glaube heute werde ich gut schlafen.

MS Royal Victorian

28.06.1995, 16.00 Uhr

Wir haben vor drei Stunden in Seattle abgelegt. Zurück blieb ein fantastischer Blick vom Meer auf die Skyline. Ich sitze entgegen den meisten anderen an Bord fast die ganze Zeit draußen in der Sonne. Immer auf der Suche nach einer halbwegs windgeschützten Stelle.

Leider ist es zu diesig, als dass ich Bilder vom Olympic National Park machen könnte. Aber ich hoffe ja darauf noch ein paar Wale zu sehen. Ich weiß immer noch nicht, ob ich noch ein paar Sachen einkaufen und dann ein Päckchen nach Deutschland schicken soll. Naja mal schauen bei so viel "Victoria".


Seattle - Jugendherberge

28.06.1995, 11.00 Uhr

Habe die Gas-Kartusche bekommen. Trinke jetzt meinen letzten Kaffee hier, bevor ich an den Hafen runter fahre.

Seattle - Jugendherberge

28.06.1995, 08.45 Uhr

Meine letzte Nacht hier war sehr unruhig. Über mir lag jemand und hat geschnarcht ohne Ende. Habe gerade telefonisch meine Jugendherberge in San Francisco vom 24. bis 26. Juli reserviert. Ich war gestern Mittag noch ein bisschen einkaufen. Habe allerdings keine Gas-Kartusche bekommen, da muss ich nachher nochmal schauen.

Gestern war ich außerdem im Omni-Dome (3D Kino) in einem Film über den Mount St. Helens. Nach dem Lebensmittel kaufen war ich ein T-Shirt kaufen und wurde von einem Saarländer bedient. Sachen gibt´s!

Abends war ich mit den Österreicherinnen wieder am Hafen und nach Sonnenuntergang noch eine Stunde hier im Aufenthaltsraum. Heute Morgen habe ich mit einem amerikanischen Jungen gesprochen, der zu einer 15-köpfigen Radgruppe gehört, die in neun Wochen quer durch die USA fahren werden: 3600 Meilen.

Nach wie vor schönes Wetter! Nachtrag zu gestern Morgen: Kaffee getrunken im Market Place in einem französischen Restaurant mit Ausblick aufs Meer.

Seattle - Union Lake

27.06.1995, 15.00 Uhr

Irgendwie geht's mir gut. Viel Sonne, schöne Landschaft und hoffentlich gute Fotos. Und vor mir ein Golden Retriever im Wasser. Außerdem liegt mir der Drehort von „Schlaflos in Seattle“ zu Füßen. Eigentlich könnte es so bleiben. Die Hitze ist außerdem ganz gut zu ertragen, da ein starker Wind geht. Deshalb sind auch einige Flug-Drachen hier.

Seattle - Jugendherberge

27.06.1995, 08.15 Uhr

Tja! Vor lauter Ablenkung habe ich gestern ganz vergessen mein Tagebuch weiter zu schreiben. Also nehme ich mir jetzt die Zeit bevor ich zum Pike Public Market gehe um zu frühstücken.

Heute lacht die Sonne wieder vom Himmel und laut Weather Forecast soll es bis Ende der Woche so bleiben. Habe mir deswegen auch schon den Hals verbrannt, weil ich gestern gar nicht an Sonnencreme gedacht habe. Ich sitze hier im Aufenthaltsraum und schaue durch den Highway 99-Viadukt aufs Meer.

Gestern Morgen bin ich gleich zur Monorail Bahn gegangen und zur Space Needle gefahren. Es lohnt es sich denn ich hatte einen gigantischen Überblick, bis sogar zum Mount Rainier. Danach ging ich zum Public Market. Allerdings habe ich plötzlich ein paar Kreislaufprobleme gehabt die unregelmäßig den ganzen Tag wieder auftauchten und wieder verschwunden waren. Ich kaufte mir ein bisschen Obst.

Danach schlenderte ich kreuz und quer und blieb über Mittag an einer schönen Wasserfall-Treppe beim Art Museum hängen. Viele Büroangestellte saßen da und, Wunder über Wunder, haben gelesen. Das Vorurteil über TV-abgestumpfte Amis muss revidiert werden. Danach gehe ich kurz zurück zur Jugendherberge und dann an die Piers. Ein Geschäft am anderen viele Essens-Buden. Aber auch schöne ruhige Ecken.

Auf dem Weg zurück nach Downtown kann ich am Klondike-Museum vorbei. Interessante Sache damals der Goldrausch. Hat Ähnlichkeit mit dem Lotto-Jackpot-Fieber in Deutschland. Danach ging ich wieder hierher um mich auszuruhen.

Abends war ich ca 2 Stunden am Pier und habe zwei Österreicherinnen kennengelernt. Wir genossen gemeinsam den Sonnenuntergang. In der Jugendherberge traf ich dann Denise, die Lehrerin aus Florida. Wir haben uns lange unterhalten, dann war ich auf einmal ziemlich müde. Auf dem Zimmer war noch kurz ein Gespräch mit dem Eisenbahnreisenden aus Frankfurt und aus England. Die Nacht war allerdings wieder recht kurz, da ich wieder gegen 7 Uhr wach war. Ich habe aber gut geschlafen.

Seattle - Jugendherberge

26.06.1995, 08.30 Uhr

All-you-can-eat Pancakes and Coffee für 2.50 Dollar. So. Die erste Nacht war recht erholsam, wenn auch kurz. Ich war gegen 6 Uhr wach (Jetlag?).

Es ist zwar noch relativ kühl draußen, aber blauer Himmel. Bin noch am Überlegen, ob ich von hier die direkte Fähre nach Victoria oder aber den Umweg über den Puget Sound nehme. Naja. Jetzt werde ich es mal losziehen, um Seattle zu erleben.